Negativzinsen - was tun?
Das Bankgeschäft ist eigentlich ganz einfach. Die Bank sammelt Geld von Anlegern und verleiht dieses an Kunden, die einen Kredit benötigen. Von der Differenz lebt die Bank.
Nachdem die Zinsen in Folge der Finanzkrise immer tiefer gesunken sind, verdient die Bank auf der einen Seite kaum mehr etwas, wenn Sie Kredite vergibt (mal von den Kleinkrediten und Dispo-Krediten abgesehen). Auf der anderen Seite zahlt die Bank heute Strafzinsen, wenn Sie überschüssiges Geld bei der Europäischen Zentralbank anlegt. Gleichzeitig können sich Banken praktisch zum Nulltarif Geld von der EZB verlangen.
Lange Jahre waren Minus-Zinsen völlig utopisch. Die Wikipedia schreibt dazu:
Das Konzept negativer Zinsen wurde von US-amerikanischen Ökonomen lange Zeit als so absonderlich erachtet, dass es in Volkswirtschaftsseminaren bis zu den 1970er Jahren nicht einmal erwähnt wurde.Das alles führt dazu, dass die Banken keinen großen Bock darauf haben, unser Geld anzunehmen - jedenfalls nicht in großen Mengen.
Weil es der Bank eben Kosten bereitet und wenig einbringt.
Daher haben nun die ersten Banken damit begonnen von Kunden mit größeren Guthaben, sog. Strafzinsen zu verlangen - meist bei Einlagen über 100.000 Euro. Andere Banken überlegen ebenfalls, Negativzinsen einzuführen.
Was also tun?
Was macht ein Sparer also, wenn er bei der Bank keine Zinsen mehr bekommt?Nun, es gibt mehrere Möglichkeiten, die gut oder schlecht sein mögen. Hier ein kurzer Überblick:
- Staatsanleihen
- Unternehmensanleihen
- Aktien
- Gold
- Immobilien
- Das Geld zuhause aufbewahren
Schauen wir uns diese mal etwas näher an:
Staatsanleihen
Ein Staat wird ja wohl nicht pleite gehen. So dachten viele. Und dann kam die Finanzkrise und in der Folge die Griechenland-Krise. Dort gab es dann einen Schuldenschnitt und Anleger mussten auf einen Teil ihres Geldes verzichten. Na gut, dann kauft man halt deutsche Staatsanleihen. Die sind wenigstens sicher.Schmunzel, schmunzel, ...
Die Renditen von Bundesanleihen bewegen sich auch bei Null oder im Negativ-Bereich. Selbst, wenn du eine lang laufende, 30-jährige Anleihe kaufst, bekommst du praktisch keine Zinsen - auf 30 Jahre nicht!
Gut für den Bundeshaushalt aber für dich gilt: vom Regen in die Traufe.
Unternehmensanleihen
Unternehmen brauchen für ihre Investitionen Geld. Sie könnten bei einer Bank einen Kredit aufnehmen oder eine Anleihe auflegen - so dass du dem Unternehmen einen Kredit gewährst.Hier ist jedoch wichtig zu wissen, warum ein Unternehmen eine Anleihe auflegt, anstatt einen Kredit bei der Bank zu erhalten.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zwei davon sind:
- Es ist für das Unternehmen billiger als ein Bankkredit. Das bedeutet, dass auch hier nicht mit hohen Zinsen zu rechnen ist.
- Das Unternehmen bekommt bei der Bank keinen (günstigen) Kredit.
Auf letzteren Punkt möchte ich etwas ausführlicher eingehen.
Eine Bank möchte ja immer auf Nummer sicher gehen und nicht jeder (auch nicht jede Firma) bekommt einfach so einen Kredit. Natürlich schaut sich eine Bank das Geschäft eines Unternehmens ganz genau an und schätzt das Risiko ein. Mehr Risiko für die Bank = höherer Zinssatz, ganz klar.
Wenn eine Bank also eine Anleihe auflegt und du diese über die Börse kaufst, dann kannst du sicher sein: Höherer Zinssatz = mehr Risiko.
Und wenn man schon ein Risiko hat, dann stellt sich die Frage, ob man dann nicht gleich auf Aktien setzt.
OK, bei Aktien ist das Risiko noch etwas höher, dafür hat man aber auch die Chancen auf Kursgewinne - was bei Anleihen nur begrenzt der Fall ist.
Aber jetzt bin ich ja schon fast beim nächsten Thema, nämlich bei...
Aktien
Aktien sind eigentlich keine Form der Geldanlage. Man legt sein Geld nicht in Aktien an - man investiert es in sie. Denn man ist dann direkt an einer Gesellschaft beteiligt.Viele haben Angst vor Aktien. "Das ist mir alles viel zu riskant!", sagen viele.
Ganz klar: bei Aktien gibt es ein Risiko, es gibt aber Methoden, wie man das Risiko bei Aktien auf einfache Weise senken kann. Hier die einfachsten und wichtigsten:
- Regelmäßig kaufen.
- Nicht alles auf eine Karte setzen.
- Das Unternehmen vorher anschauen/bewerten.
- Nicht das komplette Vermögen in Aktien stecken.
Auch über einen Investment-Fonds, gerne auch ein Index-Fonds oder ETF, kann man sich am Aktienmarkt beteiligen. Nur eben, dass der Fonds von einem Profi gemanagt wird.
Vor allem langfristig sind Aktien eine feine Möglichkeit, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Historisch sind 6 bis 7 % Rendite pro Jahr im Durchschnitt normal. Im Durchschnitt(!) und langfristig(!); die immer mal wieder eintretenden Crashs also schon mit eingerechnet. Deswegen ist es auch wichtig, regelmäßig zu kaufen und nicht nur dann, wenn die Kurse teuer sind, capito?
Als Aktionär ist man am Unternehmen beteiligt. Daher gibt es bei den meisten Aktiengesellschaften regelmäßige Dividendenzahlungen (= dein Anteil an der Gewinnausschüttung). Es gibt aber auch Unternehmen, die ihre Gewinne komplett einbehalten und diese wieder investieren.
Wie gesagt, Aktien sind keine Geldanlage, sondern eine Investition. Das mag einem als Haarspalterei vorkommen - macht aber einen großen Unterschied: Kauft man eine Aktie, dann ist das Geld weg und dafür hat man eine Aktie.
Wenn jetzt eine Hyper-Inflation kommen sollte (das Geld also an Wert verliert - oder Sachwerte teurer - wie man's eben sieht), dann ist man gegen die Inflation relativ immun. Relativ - denn im Falle einer Hyper-Inflation leidet ja auch die Wirtschaft, was sich dann auch auf den Wert deiner Aktien auswirken kann.
Gold
Der Glanz des Goldes übte schon immer eine Faszination aus. Und da Gold im Normalfall nicht einfach so auf der Straße liegt, muss es teuer und aufwändig geschürft werden. Nachdem Gold schon Jahrtausende wertvoll war, gehen viele davon aus, dass das auch so bleiben wird.Trotzdem unterliegt auch der Goldpreis Schwankungen (= Risiko) und außerdem arbeitet Gold nicht (im Gegenzug zu Aktien).
Immobilien
Auch Beton-Gold genannt. Warum? Weil es auch Sachwerte sind, die (so erweckt es den Eindruck) ihren Wert auf Dauer behalten. Jahrzehntelang war das auch so. Dann fing es aber auf dem Land an, dass Immobilien nur noch schwer verkaufbar waren. Durch die niedrige Geburtenrate in Deutschland ist es ganz klar, dass auf Dauer immer weniger Wohnungen benötigt werden. Dann kam der Krieg in Syrien und damit viele Flüchtlinge nach Deutschland, die ja alle eine Wohnung benötigten. Das hat sich positiv auf den Immobilienmarkt (und auf die Konjunktur) ausgewirkt. Angebot und Nachfrage halt.Nachdem sich Immobilien also die Jahre über als solide Anlagen erwiesen haben, so stellt sich jetzt die Frage, ob das immer noch so ist. Jetzt - wo die Preise so hoch geworden sind.
Was passiert, wenn es Frieden in Syrien geben sollte und viele Flüchtlinge wieder zurück gehen? Wenn die Geburtenrate weiterhin niedrig bleibt und die geburtenstarke Jahrgänge (die derzeit in Rente gehen; siehe die positive Entwicklung der Arbeitslosigkeit) sterben? Wenn dann plötzlich jede Menge Wohnungen leer stehen. Meiner Meinung nach die Zutaten für einen Crash, der es in sich hat.
Als "Geldanlage" finde ich den Immobilienmarkt derzeit nicht besonders attraktiv - das ist meine persönliche Meinung. Anders mag es aussehen, wenn man ein Haus für sich selbst baut - da spielen einem die niedrigen Zinsen ja geradezu in die Hände.
Das Geld zuhause aufbewahren
Das wäre auch noch eine Möglichkeit. Bargeld daheim lagern. Und ich bin mir sicher, dass das viele konservative Anleger tun werden, sobald sie von Negativ-Zinsen bedroht sind. Wenn das aber zu viele machen, dann muss sich die Regierung etwas einfallen lassen. Eventuell sehen wir dann ein Bargeld-Verbot. Denn es ist auch nicht gesund für die Banken, wenn die Kunden das ganze Geld abziehen sollten.Außerdem verliert das Geld unterm Kopfkissen durch die schleichende Inflation stetig an Wert. Und es ist auch ein Sicherheitsrisiko. Dagegen mag sich sogar ein kleiner Minus-Zins (sozusagen als Aufbewahrungs-Gebühr) noch lohnen.
Fazit
Was sollte man also tun? Nun ich gebe hier keine konkreten Anlage-Empfehlungen. Ich selbst habe einen Großteil meiner Ersparnisse in Aktien angelegt, weil mir das auf lange Sicht als die günstigste Möglichkeit erscheint.Für Einsteiger habe ich einen weiteren Artikel verfasst, der zeigt, warum man keine Angst vor Aktien haben braucht.
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