Kartoffeln auf dem Balkon anbauen (im Topf)

Lohnt es sich, Kartoffeln selber anzupflanzen? In diesem Artikel habe ich einmal alle notwendigen Investitionen zusammengerechnet und geschaut, auf was man alles achten muss, damit es mit dem Anbau von Kartoffeln klappt.

Als Bänker freue ich mich natürlich immer über Rendite. Bei Kartoffeln sieht die Sache auf den ersten Blick nach einem No-Brainer aus: man steckt eine Kartoffel in den Boden und nach ein paar Monaten holt man zehn raus. 900% Gewinn in wenigen Monaten! Klingt das nicht gut?

Doch halt!

Ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht:

  • Man benötigt entweder einen Platz im Garten oder auf dem Balkon.
  • Man benötigt fruchtbare Erde.
  • Man benötigt evtl. Töpfe.
  • Man benötigt Zeit.

Ich selbst habe nur Platz auf dem Balkon. In den Blumenkästen habe ich bereits Erdbeeren gepflanzt: Erdbeerpflanzen sind billiger als Blumen und dann gibt's Gratis-Erdbeeren noch dazu...

OK, ich schweife ab; zurück zu den Kartoffeln:

Wie viele Kartoffeln pro Topf?

Oder anders gefragt: Wie viel Erde benötigt eine Kartoffel, damit sie ordentlich Ertrag bringt? Im Freiland haben die einzelnen Pflanzen ja genug Platz. Aber im Topf?

Wie viele Kartoffeln pro Topf?

Im Internet gibt es dazu viele Aussagen. Manche empfehlen bis zu drei Kartoffeln pro Topf. Da habe ich allerdings so meine Zweifel. Also gut, ich probier die Sache einfach aus und mache einen Test. Ich werde drei Töpfe verwenden. Ein Topf mit einer Kartoffel, einer mit zwei und einer mit drei. Am Schluss wird dann abgerechnet. Ich kann mir vorstellen, dass der Topf mit der einzigen gesteckten Kartoffel den höchsten Ertrag bringt. Aber mal sehen.

Also schnell zum Baumarkt gefahren (glücklicherweise wurden diese in Hessen während des Corona-Lockdowns nicht geschlossen) und ein paar Utensilien gekauft:

  • 3 Töpfe
  • Blumenerde

Bezahlt habe ich dafür 33,95 Euro. Und damit sieht die Sache nicht mehr so rosig aus. Gut, abgerechnet wird am Schluss, aber hier sieht man schon auf den ersten Blick, dass sich die Sache (zumindest finanziell gesehen) im ersten Jahr nicht lohnt. OK, die Töpfe kann ich auch noch weiter verwenden. Und die Erde auch - allerdings kann ich diese nicht direkt wieder für Kartoffeln verwenden. Stichwort "Fruchtfolge", aber dazu später mehr. Außerdem habe ich Bio-Erde gekauft. Konventionelle Erde gibt's natürlich günstiger.

Erde wiederverwenden - Fruchtfolge beachten

Für meinen Test habe ich komplett neue Erde gekauft. Wie gesagt, das geht ins Geld. Auf Dauer möchte ich natürlich gebrauchte Erde verwenden. Dabei gibt's jedoch einen Haken. Kartoffeln benötigen viel Nährstoffe, die sie aus dem Boden ziehen. Deshalb kann man die gleiche Erde nicht zweimal hintereinander für Kartoffeln verwenden. Natürlich können die Nährstoffe durch Düngung wieder hinzugefügt werden. Trotzdem sind die Kartoffeln in dieser Erde dann anfälliger für Krankheiten. Also sollte man danach etwas anderes anpflanzen.

Als Folgekulturen eignen sich z.B. Buschbohnen, Endivien, Kopfsalat, Kohlrabi, Blumen-, Rosen-, Weißkohl. Danach kann man dann wieder Kartoffeln anbauen. Auf jeden Fall muss man dann aber düngen (z.B. mit Kompost oder Tomatendünger).

Nun denn, jetzt kann's losgehen...

Wie viel Erde passt in den Topf?

Nicht immer ist das Volumen eines Topfes angegeben. Wie viel Erde braucht man also? OK, Mathe ist schon ein Weilchen her. Aber im Normalfall handelt es sich bei dem Topf um einen Kegelstumpf. Und die Formel für dessen Volumen lautet:

V = h * π / 3 * (r1*r1 + r1 * r2 + r2*r2)

V = Volumen
h = Höhe des Topfes
r1 = Radius unten
r2 = Radius oben
(natürlich alles Innenmaße)

Wenn man in cm rechnet, muss man das Ergebnis lediglich durch 1000 teilen und hat dann den Inhalt in Litern.

Sodele, packen wir's an. Kartoffeln werden einfach in die Erde gesteckt und die Natur macht den Rest. Easy.

Wenn es doch nicht einen Haken gäbe: Kartoffeln lieben einen lockeren Boden und breiten sich auch nach oben aus. Im schlimmsten Fall schauen die neuen Kartoffeln aus dem Boden raus und werden durch das Sonnenlicht grün. Spätestens hier muss die Warnlampe blinken, denn grüne Kartoffeln sind giftig.

Was ist also zu tun?

Ich habe folgende Vorgehensweise gewählt. Zunächst fülle ich einen Topf nur zu etwas weniger als die Hälfte. Dann lege ich eine (zwei bzw. drei) Kartoffeln rein und bedecke diese etwa 1 cm mit Erde. Der Topf ist also nun zur Hälfte gefüllt.

Eines Tages erblickt dann die Kartoffelpflanze das Tageslicht. Wenn dies dann schon etwas weiter rausschaut, kann man den Topf zu 3/4 füllen und dann später noch den Rest ebenfalls mit Erde füllen. Im Freiland macht man das übrigens ähnlich. Hier werden die Kartoffeln angehäufelt.

Erde anhäufeln

Jetzt braucht man die Kartoffeln nur noch regelmäßig gießen (1 x pro Woche und wenn's heiß ist, gerne auch 2 x). Allerdings nicht zu viel, das mögen die Kartoffeln auch nicht...

Aus diesem Grund sollte der Topf unten auch ein Loch haben - damit die überschüssige Nässe ablaufen kann. Handelsübliche Töpfe haben bereits ein oder mehrere Löcher. Falls nicht: selber bohren.

Außerdem sollte man die Kartoffelpflanzen regelmäßig auf Kartoffelkäfer prüfen. Wenn vorhanden: entfernen, und zwar endgültig - wenn du weißt, was ich meine. Ein Schild "Betreten für Kartoffelkäfer verboten" wird ja nicht viel helfen. Aus diesem Grund finde ich es sogar fraglich, ob es überhaupt zulässig ist, dass man Kartoffeln als vegan einstuft...

Benötigt man eigentlich Saatkartoffeln?

Saatkartoffeln (auch Pflanzkartoffeln genannt) werden speziell angepflanzt, damit man aus diesen relativ zuverlässig Ertrag bekommt.

So werden diese vorwiegend in Regionen angebaut, in denen es weniger Schädlinge und Pflanzenkrankheiten gibt. Auch wird für deren Anbau gerne weniger fruchtbares Land bevorzugt. Es heißt, dadurch sind die Saatkartoffeln abgehärteter und bringen später im fruchtbaren Boden besseren Ertrag. Außerdem werden Pflanzkartoffeln kontrolliert und zertifiziert. Man hat also quasi so eine Art Geling-Garantie (naja, der Anbau-Erfolg ist ja nie garantiert).

Unbehandelte Kartoffeln Speisekartoffeln (auch Gartenkartoffeln genannt - auch wenn sie aus dem professionellen Anbau stammen) eignen sich aber auch für die Vermehrung. Wie gesagt: wenn sie unbehandelt sind. Das erkennst du, wenn sie anfangen zu keimen.

Das Wachstum beschleunigen

Damit Kartoffeln gut wachsen, benötigt der Boden eine gewisse Temperatur. Manche Sorten werden daher erst später gesteckt, manche früher. Da sich gewisse Kartoffel-Krankheiten und -Schädlinge später im Jahr ausbreiten, sind Früh-Kartoffeln weniger anfällig. Aber wie gesagt, die Bodentemperatur muss stimmen.

Nun gibt es aber einen Trick, vor allem, wenn man nur wenige Kartoffeln pflanzt - so wie ich eben auf dem Balkon. Man kann die Kartoffeln, die man stecken möchte, einfach 14 Tage vorher an einen warmen Ort stellen, sodass sie hier schon gemütlich anfangen können, auszutreiben. 14 Tage später, die Sonne steht schon höher, ist der Boden dann schon wärmer und die Kartoffeln fühlen sich wohl.

Die Kartoffeln sind somit 2 Wochen früher dran und entsprechend widerstandsfähiger.

Kartoffeln auf dem Balkon anbauen: die Ergebnisse

An dieser Stelle werde ich laufend über den Fortschritt berichten. Eine Zusammenfassung der o.g. Schritte kannst du in folgendem Video sehen:

Kartoffeln auf die Fensterbank gestellt

Am 28. März wurden die "Saatkartoffeln" schön in einen Eierkarton gesteckt und auf die Fensterbank gestellt.

Kartoffeln gepflanzt

Am Dienstag 14. April habe ich die Kartoffeln in die Erde gesteckt und angegossen. Wie oben beschreiben wurde der Topf nur zur Hälfte mit Erde gefüllt.

Die ersten Pflänzchen

Diese erblickten am 22. April das Tageslicht.

Weiterführende Informationen

Es gibt noch mehr Anleitungen im Netz. Hier eine kleine Auswahl:

Kartoffel-Cheat-Sheet

Die wichtigsten Informationen habe ich in einem Merkblatt zusammengestellt. Diese kannst du hier herunterladen und hast alles auf einem Blick.

Bezugsquellen

Ich rate dazu, das Zeug im Baumarkt zu kaufen. Gerade bei Erde und Töpfe schlagen die Versandkosten überproportional zu Buche. Wer doch im Internet bestellen möchte - bitte:

Plantura Bio Tomaten- & GemüseerdeHochwertige Bio-Erde (torffrei). Diese Erde unterstützt gesundes Wachstum und versorgt durch ihre Vordüngung nährstoffbedürftiges Gemüse optimal.

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Fazit

Es macht großen Spaß, zu sehen, wie die Kartoffelpflanzen heranwachsen. Über den Fortschritt werde ich hier natürlich immer wieder berichten. Wenn du wissen möchtest, wie es weiter geht und welcher Topf den höchsten Ertrag bringt, dann abonniere einfach den Newsletter.

Im Moment bin ich immer noch auf Diät, aber wenn die Kartoffeln reif sind, dann gibt es sicherlich wieder Schupfnudeln oder einen schwäbischen Kartoffelsalat - wobei ich zugeben muss, dass dieser deutlich besser schmeckt, wenn die Kartoffeln länger gelagert wurden und dadurch mehliger geworden sind.

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Die Ernte

Die Kartoffelplanzen haben sich gut entwickelt. Nach einiger Zeit bildeten sich jedoch braune Flecken, welche die Pflanzen in Mitleidenschaft zogen. Ich tippe auf die Kraut-und-Knollenfäule. Mitte/Ende September habe ich die Kartoffeln dann geerntet. Doch leider waren alle relativ klein. Zahlreich waren sie - aber klein.

Hier im Überblick, was aus den einzelnen Töpfen wurde:

  • 1 Kartoffel pro Topf: Ertrag: 295 g
  • 2 Kartoffeln pro Topf: Ertrag: 251 g
  • 3 Kartoffeln pro Topf: Ertrag: 161 g

Ich lag also richtig mit meiner Vermutung: eine einzige Kartoffel pro Topf bring den höchsten Ertrag. Doch leider ändert das auch nichts daran, dass der Ertrag insgesamt sehr unbefriedigend war. Also bleibt mir nichts übrig, als das Experiment nächstes Jahr erneut durchzuführen. Dann fange ich jedoch früher damit an, denn: je früher die Kartoffel, umso weniger anfällig ist sie für die Kraut-und-Knollen-Seuche.

Also, wenn du wissen willst, wie es weitergeht, dann abonniere meinen Newsletter:

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